18. Dezember 2024

REZENSION "WINTERTRÄUME IN NEW YORK" VON ANNA LIEBIG

Buchcover

"Die Freude darüber, dass [Marie] eher hatte gehen dürfen, war verflogen, und in ihr breitete sich wieder dieses Gefühl der Verlorenheit aus, dass sie häufig empfand, seit ihr Verlobter Lukas sie wegen einer anderen verlassen hatte."

📚 Inhalt: Eigentlich liebt Marie Weihnachten über alles. Nach der Trennung von ihrem Langzeitfreund Lukas ist der Countdown bis zum Fest aber geprägt von Liebeskummer. Um auf andere Gedanken zu kommen, macht sie bei einem Gewinnspiel mit, bei dem eine Reise nach New York verlost wird. Und Marie hat Glück! Kurz darauf fliegt sie nach Manhattan, um vor dem Rockefeller Center Schlittschuh zu laufen und im festlich dekorierten Kaufhaus Macy’s Geschenke für ihre Liebsten zu besorgen. Doch hier treten unerwartet Komplikationen auf – Jack zum Beispiel, ein Angestellter im Elfenkostüm, der Maries Gefühlswelt ganz schön durcheinanderbringt. Wird dieses Weihnachten vielleicht doch noch zum Fest der Liebe?

✍️ Erster Satz: "Du hattest mir fest versprochen, dass ich heute eher gehen kann", sagte Marie und sah ihre Vorgesetzte, die Leiterin des Kindergartens Sonnenschein, herausfordernd an."

💸 Preis: 12,00€ (Taschenbuch)

🤗 Vielen Dank an den Blanvalet-Verlag, der mir den Roman als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat!

 

TITEL

Der Titel signalisiert sofort, dass es sich um einen Weihnachtsroman handelt, und weckt die Vorfreude auf eine festliche Atmosphäre in New York. Besonders Leser, die die Stadt bereits zur Weihnachtszeit erlebt haben, dürften sich direkt angesprochen fühlen.

COVER

Optisch bleibt das Cover eher unauffällig und hebt sich kaum von anderen Weihnachtsromanen ab. Es fehlt ein einzigartiges Element, das sofort ins Auge springt.

INHALTSANGABE

Die leidenschaftliche Erzieherin Marie gewinnt überraschend eine Reise nach New York bei einem Radiosender. Gemeinsam mit ihrer besten Freundin kann sie ihr Glück kaum fassen. Voller Vorfreude treten sie die Reise an und lassen sich bereits beim Landeanflug von der ikonischen Skyline verzaubern. Ihr Aufenthalt verspricht ein aufregendes Abenteuer – bis Maries Tasche mitsamt Reisepass kurz vor der Rückreise spurlos verschwindet und sie unerwartet länger bleiben muss.

IDEE

Weihnachtsromane, die in New York spielen, gibt es viele. Dennoch fand ich die Idee reizvoll, mit Autorin Anna Liebig in diese winterliche Kulisse einzutauchen. Besonders, da ich selbst eine Reise nach New York geplant hatte, war ich gespannt darauf, die Stadt durch den Roman zu erleben.

UMSETZUNG

Leider erfüllte sich meine Erwartung in dieser Hinsicht nicht. Die Atmosphäre New Yorks bleibt blass, eine echte Spannungskurve fehlt, und es gibt einige Logikfehler. Statt einer tiefgehenden Erzählung bekommt man eine Sammlung an Klischees über Amerika serviert: Drogensucht, Obdachlosigkeit, alleinerziehende schwarze Mütter und Schießereien. Diese Stereotypen wirken überzogen und wenig nuanciert.

SCHREIBSTIL

Der Schreibstil ist sehr schlicht und wirkt stellenweise kindlich. Besonders die Dialoge sind eintönig, da wörtliche Rede fast ausschließlich mit "antwortete", "meinte" oder "sagte" eingeleitet wird. Für Vielleser kann das schnell ermüdend wirken. Insgesamt liest sich der Roman eher wie das Werk eines sprachlich begabten Achtklässlers als eines professionellen Autors.

CHARAKTERE

Marie als erwachsene Frau ernst zu nehmen, fiel mir schwer. Sie übernimmt kaum Verantwortung für ihr eigenes Handeln und macht für ihre Probleme meist andere verantwortlich. Ihre Faszination für den mysteriösen Jack nimmt schnell überhand, sodass sie ihn regelrecht verfolgt – eine eher fragwürdige Handlung. Jack selbst ist ein Musterbeispiel eines perfekten Romanhelden: Er adoptiert eine dicke Katze, engagiert sich in einem Obdachlosenheim und kümmert sich rührend um Kinder. So edelmütig diese Eigenschaften auch sein mögen, fehlt ihm jede charakterliche Tiefe.

FAZIT

Der Roman konnte mich leider nicht überzeugen. Trotz der verheißungsvollen Idee bleibt die Umsetzung oberflächlich, voller Klischees und ohne echte Spannung. Der einfache Schreibstil und die flachen Charaktere machten das Lesen eher anstrengend als unterhaltsam. Wer einen atmosphärischen Weihnachtsroman mit Tiefgang sucht, sollte sich besser anderweitig umsehen.

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