ERSTER SATZ Ich war selbst jahrelang in Therapie und habe eigentlich immer darauf gewartet, dass meine Therapeutinnen und Therapeuten mich nach meinen großen Wünschen Fragen.
Wir sind beisammen, voller Differenzen, voller einsamer Ich-Bruchstücke, aber unglaublich beisammen.
MEINE MEINUNG Die Veröffentlichung dieses Ratgebers war für mich sofort interessant. Im Grunde beschäftigt sich doch jeder, wenn auch nur unbewusst, mit der Frage, was dieses Leben für einen persönlich zu bieten hat. Die Macht der Entscheidungen, und seien sie noch so klein, lenkt unser Leben auf höchst individuelle Weise. Durch das Lesen des Ratgebers erhoffte ich mir selbst vor allem Klarheit über die ganz grundsätzliche Frage, was ich eigentlich wirklich will - wie der Titel passenderweise genau das ausdrückt und auf den Punkt bringt, worum es in diesem Buch rund ums Thema Lebensführung geht.
Als Psychotherapeutin kennt Charlotte Fox Weber die Hoch und Tiefs verschiedenster Menschen, Religionen, Ethnien und Altersgruppen. Faszinierend dabei ist, wie es ihr gelingt, alle miteinander zu vereinen und so eine beeindruckende These aufzustellen: Nämlich, dass es zwölf universelle Wünsche gibt, die wir Menschen gemeinsam haben. Vielleicht hat sich jeder Mensch jeden dieser Wünsche, aber doch muss ich zugeben, dass ich selbst erstaunt war, auf welche Art und Weise sich ein vermeintlich unpassender Begriff im Laufe des Kapitels entfaltet hat. Es entstehen vielfältige Interpretationsmöglichkeiten. Bei diesen zwölf Wünschen handelt es sich um folgende:
- Der Wunsch zu begehren
- Der Wunsch nach Kontrolle
- Der Wunsch nach dem, was uns schadet
- Der Wunsch nach Macht
- Der Wunsch nach Aufmerksamkeit
- Der Wunsch, etwas zu erschaffen
- Der Wunsch zu gewinnen
- Der Wunsch nach Verbundenheit mit anderen
- Der Wunsch zu lieben und geliebt zu werden
- Der Wunsch nach Sicherheit
- Der Wunsch zu erkennen, was man will
- Der Wunsch dazuzugehören
In zwölf Kapiteln nimmt die Autorin den Leser durch eine Reise durch das Leben verschiedenster Persönlichkeiten. Jedes Kapitel beginnt mit einem Vorwort, das uns in wenigen Seiten über die Hintergründe eines Wunsches aufklärt, ehe anhand eines ehemaligen Patienten im Detail beispielhaft aufgegriffen wird, wie sich unsere Wünsche äußern können. Das Kapitel schließt mit einer Zusammenfassung und teils in langen Sätzen verpackten Ratschlägen und Tipps.
Mir persönlich gefielen die Beispielgeschichten zwar in sich gut, weil sie dem Leser wirklich erleichtern, zu verstehen, worum es im Kern bei den dargestellten Wünschen geht, summa summarum jedoch hätte man hier einiges kürzen können. Wer diese aus dem Leben gegriffenen Geschichten als zu umfangreich empfindet, hat natürlich jederzeit die Möglichkeit, einzelne Seiten zu überspringen, was die sehr klare Aufteilung, auch für späteres Nachschlagen, leicht macht.
Insgesamt finden sich in dem Ratgeber "Weißt du, was du wirklich willst?" so viele lebensnahe, hilfreiche Anekdoten, die sich auch tatsächlich anwenden lassen. Die angesprochene Zielgruppe wird wirklich im Kern getroffen und regelrecht an die Hand genommen. Es ist schwer, klar zu formulieren, gar auszusprechen, was man sich von diesem Leben erwartet - vor allem, wenn doch unklar ist, wie viel Zeit wir überhaupt hier verbringen dürfen.
Ein großer Wunsch, der wohl wirklich die Mehrheit der Menschen betrifft ist es, dazuzugehören - mit anderen verbunden zu sein. An dieser Stelle möchte ich einige Gedanken von Weber aufgreifen, um zu veranschaulichen, welche Art von Worten sie findet. Sie formuliert es sehr passend, denn sie schreibt, dass der Wunsch nach Zugehörigkeit "in jeder Kultur existiert". Als soziale Geschöpfe sind wir natürlich gern zugehörig zu einer Gruppe - ob Freunde, Familie oder Kollegenkreis. Es macht uns Mut, akzeptiert zu sein. Weber fordert den Leser auf, trotz der Bequemlichkeit der Zugehörigkeit aber auch die Kehrseite davon als Genuss zu betrachten - und verrät gleichzeitig, wie wir es schaffen, zumindest gelegentlich auch mal gegen den Strom zu schwimmen, was besonders dann wichtig ist, wenn es um unsere eigenen Grundsätze geht.
Auf eine manchmal mit trockenem Humor und viel Einfühlungsvermögen gespickte Art und Weise gelingt es Weber perfekt, die Botschaften der einzelnen Kapitel auf den Punkt zu bringen und das Thema interessant und vielfältig aufzuarbeiten. Ein überaus gelungener Ratgeber, den ich gerne und guten Gewissens weiterempfehle, ausleihe und vielleicht auch bei Gelegenheit verschenken werde.
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