2. August 2017

REZENSION / "DER SCHWARZE SCHLÜSSEL" / AMY EWING

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Sie haben mich geholt, weil du geflohen bist. Als Strafe für dich.
INHALT Violet und der Geheimbund Der Schwarze Schlüssel bereiten einen Angriff auf den Adel vor, und Violet soll eine zentrale Rolle dabei spielen. Sie muss die jungen Frauen anführen, die die Auktion manipulieren und die Mauern der Einzigen Stadt zum Einstürzen bringen sollen. Doch Violet ist hin- und hergerissen. Ihre Schwester Hazel ist im Palast der Herzogin vom See gefangen. Um ihre Schwester zu retten, muss sie ihre Freunde und die gute Sache im Stich lassen und in das Juwel zurückkehren.

ERSTER SATZ Wenn es regnet, stinkt es gewaltig im Sumpf.


MEINE MEINUNG Ich war nach dem zweiten Band doch recht gespannt auf das Ende der Trilogie. Die Trilogie, die so großartig begonnen hat und mich mit dem zweiten Band eher enttäuscht hinterließ. Was würde der dritte Band bringen?

TITEL Der Titel gefällt mir gut. Zudem passt er natürlich sehr gut. Denn der Geheimbund ist natürlich einer der Drahtzieher bei dem Plan, den Adel zu stürzen. Das Buch nach dem Geheimbund zu benennen, ist in meinen Augen daher nur passend. 2 / 2

COVER Ich dachte nie, dass ich das einmal sagen würde, aber ich glaube fast, dass mir dieses Cover besser gefällt als das des ersten Bandes. Vielleicht liegt es daran, dass ich das violette Cover zu lange betrachtet habe, aber dieses Cover übertrrifft alles. Es wirkt sehr düster, doch die Gesteinsbrocken beziehungsweise glatten Steine passen schlichtweg perfekt. Auch das abgebildete Mädchen ist nicht offensichtlich erkennbar und ihre Haltung ist aufrecht und mutig, entspricht somit der inneren Haltung von Violet. Bereits im ersten Teil bzw. auf dem Cover des ersten Teils gefiel mir das sehr gut, dass die Haltung nicht nur das ist, sondern viel mehr: Der Ausdruck eines Lebensstils. Auf dem Cover des ersten Teils noch Angst, Zurückgezogenheit und der verzweifelte Versuch, sich selbst zu schützen. Der Blick zur Seite - Nicht-Sehen-Wollen, was geschieht. Und dann der dritte Teil. Ein aufrechtes, selbstsicheres Mädchen, ein ausgestreckter Arm, der allzu bereit ist, um zu tun, was getan werden muss. 3 / 3

INHALTSANGABE Die Inhaltsangabe habe ich beim Kauf kaum beachtet, da ich mich nicht spoilern wollte - immerhin hatte ich den zweiten Teil noch nicht gelesen. Umso erfreuter bin ich im Nachhinein, denn die Inhaltsangabe macht defintiv Lust auf das Buch und überzeugt dabei klar. Gerade im Vergleich mit der Inhaltsangabe des zweiten Bandes, welche im Prinzip alles verraten hat, ist die Steigerung hier spürbar. Eine tolle Inhaltsangabe, die in meinen Augen das, was man wissen muss, auf den Punkt trifft. 4 / 4

IDEE Die Idee hat mir wesentlich besser gefallen als im zweiten Teil. Der Sturz des Adels wird in Angriff genommen und ist in meinen Augen auch sehr naheliegend, da der Adel unterdrückt, wer sich unterdrücken lässt. Die Auflehnung war nur eine Frage der Zeit. Die Idee des Stammes der Paladininnen hat mich von Anfang an nicht recht überzeugen können und leider war auch in diesem Teil diese Gruppe an Frauen teils sehr undurchsichtig, sodass man als Leser zwar versteht, was das soll, aber nicht wirklich glaubt, dass es so etwas gegeben hat. Sicherlich ist das Buch eine Dystopie bzw. ein Fantasybuch, doch ich fand schlichtweg, dass es nicht passte. Die Grundidee dieses Stammes fand ich noch recht glaubwürdig, doch es wurde schnell sehr übertrieben nach dem Motto: Paladininnen sind stärker als alle - und Violet natürlich die Allerstärkste, die das überraschend erkennt. Hier hätte ich mir mehr Glaubwürdigkeit gewünscht.  2 / 4

UMSETZUNG Hier habe ich auch erneut die starke Umsetzung gespürt, die ich im ersten Teil so genossen habe. Gerade die "pikanten Details" machen das Buch mehr als lesenswert. Als Hintergrundstory fand ich beispielsweise die Beziehung zwischen Herzogin und Fürst sehr gelungen, allerdings hätte ich gerne mehr erfahren und hier blieben auch einige Fragen offen. Allerdings hätte ich niemals mit dieser Wendung gerechnet - dadurch war der Überraschungseffekt ziemlich groß. Die enge Beziehung von Violet zu ihrer Schwester gefiel mir ebenfalls gut, allerdings wirkte diese teilweise etwas schwach, da Violet ihr Vorhaben kaum durchdenkt und blindlinks in ihr Unglück rennt. Die Hintergrundgeschichte zwischen Sil und der Herzogin fand ich von der Idee her wahnsinnig interessant - doch das Potenzial dieser Beziehung wird überhaupt nicht genutzt, vielleicht nicht einmal erkannt. Als Leser bekommt man es einfach als Fakt an den Kopf geworfen, und das war's. Man wartet darauf, dass der große Knall kommt, doch auf den wartet man vergeblich. Generell fand ich die Figur Sil zu blass. Nicht, weil sie keine angenehme Figur war, sondern, weil ich gerne mehr erfahren hätte und mich nicht mit den mageren Details über sie zufrieden gebe. Sehr gerne hätte ich sie kennengelernt, statt von Violet zu hören, wie sie ist. Dennoch eine tolle Umsetzung, die mit zahlreichen Details punkten kann. 3 / 4

SCHREIBSTIL Der Schreibstil von Amy Ewing ist nach wie vor sehr angenehm. Dennoch muss ich leider sagen, dass die Zitate, die ich im ersten Band noch sehr geschätzt habe, mit jedem weiteren Band abnehmen. Im zweiten Band fand ich ein paar, die - verglichen mit dem ersten Band - nichts waren und beim dritten Teil der Reihe fand ich beim Lesen keine eine Zeile, die mir auf Anhieb gefallen hat. Das liegt vermutlich auch daran, dass sich der unkomplizierte Schreibstil so schnell weglesen lässt. Gerade durch diese Einfachheit fiel es mir leicht, förmlich durch die Seiten hindurchzurauschen. Da die Themen auch nicht wirklich tiefgründig aufgegriffen werden, musste ich mir keine Zeit nehmen, um darüber nachzudenken. Dass ich so schnell durch war, fand ich sehr schade. Vor allem, weil dies der letzte Band der Reihe war. Aber es beweist eben auch, dass Amy Ewing gut schreiben kann - denn ihr Schreibstil ist angenehm, so angenehm, dass man das Buch leicht innerhalb eines Tages auslesen könnte. 3 / 5

CHARAKTERE Endlich haben die Charaktere wieder Farbe bekommen. Gerade Violet war mir hierbei sehr wichtig und obwohl es längst nicht so gut wie im ersten Teil gelingt, muss ich sagen, dass Violet trotzdem wieder eine Persönlichkeit ist. Nicht wie im zweiten Band einfach nur ein verzweifeltes Mädchen. Ihr Mut und ihr Wille, ihre Schwester zu retten, war größer als alles und ihre Engstirnigkeit bewunderte ich größtenteils. Sicherlich gab es Kapitel, wo ich den Kopf über sie schüttelte, weil sie nicht gerade so handelte, wie es für den Fortschritt der Geschichte am idealsten gewesen wäre, aber alles in allem ist sie dennoch ein liebenswürdiger Charakter. Allerdings fand ich ihr Handeln gegen Ende, welches wirklich extrem (!) schwachsinnig ist, einfach nur blöd. Es ließ sie dastehen wie den letzten Trottel und ich bin überzeugt, dass Violet so etwas nicht getan hätte. Hier hatte Amy Ewing ihre nach Drama verlangenden Finger im Spiel. Allerdings ein sehr unglaubwürdiges, unnötiges Drama, welches dem Buch etwas genommen hat, was es hätte behalten sollen. Wer das Buch gelesen hat, weiß, wovon ich spreche. Wie oben schon angedeutet, waren gerade die Nebencharaktere wie beispielsweise Sil eher blass, was ich schade fand. Über Hazel wusste man im Prinzip nichts - außer, dass sie Violets Schwester ist. Dabei bleibt es dann allerdings auch. Lucien gefiel mir unheimlich gut, auch wenn er mir in den anderen Büchern zwischenzeitlich unsympathisch war. Seine Geschichte fügte sich sehr gut in das Buch ein. 2 / 3

AUTORIN Amy Ewing ist selbst ein großer Fan von Fantasyliteratur. Sie ist in einer Kleinstadt bei Boston aufgewachsen, hat Kreatives Schreiben in New York studiert und lebt in Harlem.
Bei FISCHER FJB erschienen die drei Bände ihrer ›JUWEL‹-Trilogie, ›Die Gabe‹, ›Die Weiße Rose‹ und ›Der Schwarze Schlüssel‹ die große internationale Erfolge und SPIEGEL-Bestseller waren.
GESAMTEINDRUCK Insgesamt ließ sich "Der schwarze Schlüssel" sehr schnell weglesen. Das Ende war mir ein wenig zu rosarot, zumal es von Anfang an klar war, dass die Rebellion gegen den Adel Erfolg haben würde. Amy Ewing macht es sich recht einfach, wie ich finde. An sich ist das Buch jedoch ein Gutes - besser als sein Vorgänger, aber gleichzeitig auch nicht so stark wie Teil 1 der Reihe. Die Reihe an sich empfehle ich an alle weiter, die Dystopien und Geschichten von Rebellion mögen, alle, die noch hin- und herüberlegen, ob die Reihe etwas für sie ist: Lest Band 1 und Band 3, den Inhalt des zweiten Bandes könnt ihr im Internet in Erfahrung bringen. Band 2 war wirklich eher ein Lückenfüller, der die große, furchtbare Flucht beschrieb, die natürlich gut ausgeht. "Der schwarze Schlüssel" ist ein in den größten Teilen gelungener Abschluss einer unter dem Schnitt guten Trilogie, die ich auch ein zweites Mal lesen würde.
Der Adel nimmt und nimmt, aber es ist nie genug.
19 / 25 ~ Ein guter Abschluss, der dem Auftakt allerdings nicht zu 100% würdig wird.

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