BUCHREZENSIONEN. FILMKRITIKEN. ZITATESAMMLUNGEN.

18. Januar 2023

EIN SCHICKSALHAFTES FEUER UND EINE RÄTSELHAFTE BEGEGNUNG ZWEI JAHRE SPÄTER: REZENSION "NÄCHSTES JAHR AM SELBEN TAG" VON COLLEEN HOOVER


HANDLUNG Ausgerechnet am Abend, bevor sie von Los Angeles nach New York zieht, lernen sie sich kennen: Fallon, Tochter eines bekannten Filmschauspielers, und Ben, der davon träumt, Schriftsteller zu werden. Für beide ist klar: Ihnen ist gerade die große Liebe begegnet – und so kosten sie jede Minute bis zum Abflug aus. Doch wie soll es weitergehen? Wollen sie sich wirklich auf eine Fernbeziehung einlassen und ihren Alltag nur halbherzig leben? Um das zu verhindern, beschließen sie, sich die nächsten fünf Jahre immer am selben Novembertag zu treffen, dazwischen jedoch auf jeglichen Kontakt zu verzichten. Und wer weiß, vielleicht klappt es ja doch mit einem Happy End. Aber fünf Jahre sind eine lange Zeit – und so kommt ihnen trotz aller intensiver Gefühle, die bei jedem ihrer Treffen hochkochen, das Leben dazwischen …

ERSTER SATZ Was es wohl für ein Geräusch machen würde, wenn ich ihm jetzt mein Glas an den Kopf werfen würde?

MEINE MEINUNG Es scheint, als würde ich voller Colleen-Hoover-Begeisterung ins neue Jahr starten. Etwas unbeabsichtigt, aber definitiv getragen von meinem Enthusiasmus, was den Roman Verity anging, der einer der letzten Romane im vergangenen Jahr für mich war. Mit "Nächstes Jahr am selben Tag" habe ich einem vergleichsweise "alten Schinken" eine Chance gegeben.

TITEL Der Titel ist zwar sehr treffend formuliert, mir persönlich fehlt es hier dennoch an Charakter. Mit der englischen Übersetzung hingegen kann ich mich viel eher anfreunden. 0/2

COVER Mein ganzer Körper, vom Kopfansatz bis hinein in die Zehenspitzen, kann nicht verstehen, wie man als Verlag ein solches Cover in den Druck geben kann. Ein absolut x-beliebiges iStock-Bild, das maximal gestellt wirkt, auf ein Buchcover zu klatschen, hat für mich absolut nichts mit schöner Gestaltung zu tun. 0/3

INHALTSANGABE Die Inhaltsangabe trifft die Idee des Romans punktgenau und verrät wenig Inhalt, sodass beim Lesen des Romans kleine Überraschungsmomente nicht ausbleiben. 4/4

IDEE Die Idee ist schlüssig und insofern sehr schön, dass sie den Raum schenkt, die Charaktere über fünf Jahre hinweg zu begleiten. Getrieben vom Rat ihrer Mutter, nämlich, sich vor dem 23. Geburtstag bloß nicht ernsthaft zu verlieben, ist Fallon an dem Tag, an dem sie Ben kennenlernt, fest entschlossen, sich trotz aller Gefühle nicht auf ihn einzulassen. 4/4

UMSETZUNG Der Aufbau des Romans ist sehr besonders: Es gibt so viele Teile, wie es Jahre gibt und abgesehen vom 9. November erlebt der Leser aktiv keinen anderen Tag der Charaktere mit. Ich hatte meine Zweifel, ob das in der Geschichte vielversprechend funktionieren kann, wurde aber von Colleen Hoover eines Besseren belehrt. Ich war von Anfang bis Ende gefesselt und habe es kaum geschafft, das Buch aus der Hand zu legen. Überraschungsmomente sind sicher. Was mich rückblickend gestört hat, war die wiederkehrende Losgelöstheit der Protagonistin, wie ich es hier jetzt versuche, ohne Spoiler zu beschreiben, die sie ihre eigenen Grenzen überschreiten lies. Ein Thema, über das man natürlich einen ganzen Post in sich schreiben könnte. Mich hat es nicht touchiert oder beeinflusst, doch sehe ich das bei jüngerer Leserschaft durchaus kritisch. 3/4

SCHREIBSTIL Der Schreibstil wirkte auf mich dieses Mal verhältnismäßig einfach und die Zielgruppe ist für mich eindeutig eher jüngeres Publikum. Es mangelt ein wenig an Input, der sich aufgrund der zugrundeliegenden Tiefe der Thematik sehr gut hätte einfügen lassen. 3/5

CHARAKTERE Ich hatte Schwierigkeiten, mit den Charakteren warm zu werden und hatte auch bis zum Schluss nicht das Gefühl, wirklich in ihren Kopf eintauchen zu können. Obwohl die Geschichte aus beiden Perspektiven erzählt wird und Emotionen grundsätzlich detailliert beschrieben werden, waren mir die Handlungsmotive der beiden Protagonisten doch mehr als einmal ein großes Rätsel. 1/3

GESAMTEINDRUCK Summa summarum liefert Colleen Hoover mit "Nächstes Jahr am selben Tag" wieder eine runde, romantische Liebesgeschichte ab, der es jedoch an den Ecken und Kanten gelegentlich etwas an Tiefe gefehlt hat. Über die Außengestaltung brauche ich nicht weiter zu reden, hier bin ich wirklich etwas enttäuscht. Für mich trotzdem eine im Kern überzeugende Lektüre, jedoch gleichzeitig eher für die jüngere Leserschaft unter 16 Jahren gedacht - mit dem Augenmerk darauf, dass Aussehen nicht alles ist.

15/25 - Hoffnungslos romantisch und zugleich zeitweise realistisch - eine unkomplizierte Geschichte mit außergewöhnlichen Elementen.

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