24. Januar 2017

REZENSION || "NEBELSILBER" ~ TANJA HEITMANN 🌫


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Vielen Dank an den Verlag für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

INHALT Als die siebzehnjährige Edie mit ihrem Vater in ein einsames Haus im Wald zieht, will sie eigentlich nur ihren Liebeskummer bewältigen. Das abgeschiedene Wasserruh ist jedoch ein Ort voller Mythen, die einen unwiderstehlichen Reiz auf sie ausüben. Als plötzlich der vor zehn Jahren verschollene Silas Sterner vor ihr steht, kann er sich nur daran erinnern, dass ihr Herzschlag ihn zurückgebracht hat. Doch im Nebel des Erlenwalds lauert eine dunkle Macht darauf, Silas wieder in die Nachtschatten tief im Erdreich unter Wasserruh zu locken. Edie gerät in ein Netz aus alten Geheimnissen und Lügen, während das Band zwischen ihr und Silas immer stärker wird – bis es plötzlich zu reißen droht, als sie der Wahrheit zu nahe kommt.

ERSTER SATZ Es war ein wunderschöner Herbstmorgen.
Vom einstigen Sumpf seien nur die Fließe geblieben, blaue Adern, die das Land durchzogen wie einen lebendigen Körper.
MEINE MEINUNG
TITEL "Nebelsilber" hat einen Titel, der Hand in Hand mit dem Inhalt des Buches geht. Kulisse des Buches ist der Spreewald (Ja, tatsächlich ein in Deutschland spielendes Buch!) und ebendiese wird sehr eindrucksvoll beschrieben. Unter anderem wird auch der gespenstisch wabernde Nebel aufgegriffen, der natürlich in seltsam hellem Mondlicht silbern glänzt. Ein Titel, der mir definitiv Lust auf mehr gemacht hat.
2 / 2 Punkte

COVER Auch das Cover ist ein absoluter Hingucker. Ich bin (bisher) kein besonders großer Fan von weit hergeholter Fantasy, doch ich muss zugeben, dass mich das Cover bereits auf den ersten Blick verzaubert hat. Der am dunklen, sternenüberzogenen Himmel stehende Sichelmond, das geheimnisvolle Mädchen darunter und die kahlen Bäume, die ihre nackten Äste nahezu nach dem Mädchen ausstrecken. Und dann schließlich die Ansicht der Unterwelt, die verästelten Wurzeln und das Verstehen der Tatsache, dass unter der Erde tatsächlich immer "mehr" ist. Ein absolut perfektes Cover, welches auf den ersten Blick besticht.
3 / 3 Punkte

INHALTSANGABE  Auch die Inhaltsangabe fügt sich nahtlos an. Sie beschreibt in idealem Umfang das Buch und verrät gleichzeitig genau die richtige Menge an Informationen, die man als Leser braucht, um eine gewisse Spannung aufzubauen, die einen letzten Endes zum Lesen des Buches bringt. Mitunter eine sehr schöne Sprache, die angenehm auffällt.
4 / 4 Punkte

IDEE / THEMA Die Idee schien mir von Anfang an sehr besonders. Die junge Edie vermutet im Spreewald ein ruhiges Wäldchen, in dem sie die Gedanken an einen sehr guten Freund, der für sie mehr ist als nur das, verdrängen kann. Leider muss sie feststellen, dass keine ihrer Vermutungen bestätigt. Sie kann den Jungen, den sie noch immer liebt, nicht verdrängen und auch ist der Spreewald heimtückisch. Spätestens, als der verschollen geglaubte Silas Sterner plötzlich vor ihr steht, wird Edie das bewusst. Eine schöne Idee, die mich bis zur letzten Seite begeistert hat. Die Geschichte selbst wirkt wie eine alte Sage, die einen verzaubert und in seine Welt hinein zieht.
4 / 4 Punkte

UMSETZUNG Die Umsetzung ist in meinen Augen eher schwach. Es passiert teilweise kaum etwas, die Handlung kommt nicht voran, bis sie am Ende über dem Leser förmlich zusammenbricht, kurz verharrt und dann - Schlag auf Schlag - ihr Ende findet. Etwas enttäuscht über das plötzliche und auch unerwartete Ende schlug ich das Buch nach dem Lesen zu. Frustration war mitunter eines der vielen Gefühle, die ich empfand. Ich hatte viel erwartet und meine Erwartungen waren ja auch erfüllt worden, doch in der Umsetzung mangelte es leider an wesentlichen Punkten, die ich mir anders gewünscht hätte.
2 / 4 Punkte

SCHREIBSTIL Ich habe relativ lange darüber nachgedacht, wie ich den Schreibstil in einem Wort beschreiben könnte, bis ich schließlich immer wieder auf das Wort "durchwachsen" zurückkam. Dieses Wort triff den Nagel wohl am besten auf den Kopf. Die Autorin zaubert Seiten, die ich kopieren und aufhängen könnte, ein Zitat nach dem anderen herausschreibe, weil die Intensität der Worte mich berührt und dann widerum auch jene Seiten, bei denen ich mir dachte: Was soll das jetzt? Es verwundert mich doch immer wieder, wenn ein Autor einerseits die Fähigkeit hat, perfekte Dinge zu erschaffen und sich andererseits nicht so um die "Hinterwäldlerkapitel" kümmert. Nur, weil sie weniger wichtig sind, heißt das nicht, dass sie weniger Beachtung und weniger schöne Worte verdienen.
3 / 5 Punkte

CHARAKTERE Noch ein Punkt, der mir weniger gut gefallen hat. Der urplötzlich auftauchende Silas war mir bis zum Schluss ein riesiges Rätsel. Auch Edie schaffte es nicht, sich einen Platz in meinem Herzen zu erobern. Alle Charaktere durch und durch schienen mir teilweise wirklich seltsam und naiv. Edies Freunde Marischka und Addo waren verrückte Vögel besonderer Klasse und leider wurde ich auch mit ihnen nicht warm.
0 / 3 Punkte

AUTORIN Tanja Heitmann wurde 1975 in Hannover geboren. Sie arbeitet in einer Literaturagentur und lebt mit ihrer Familie auf dem Land. Ihr Debütroman "Morgenrot" war ein sensationeller Erfolg und stand monatelang auf den Bestsellerlisten. Zuletzt bei Heyne erschienen: "Traumsplitter". Die "Schattenschwingen"-Reihe, ihre erste Jugendfantasy, wurde von Presse und Publikum ebenfalls begeistert aufgenommen.

GESAMTEINDRUCK
Insgesamt hat mir "Nebelsilber" wirklich überraschend gut gefallen. Der Plot hat ganz wunderbar funktioniert und war in seinen Details genauso fantastisch wie in den groben Zügen.  Obwohl ich der Kategorie "Charaktere" keinen Punkt abgewinnen kann, möchte ich betonen, dass ich es dieses Mal nur halb so schlimm finde, dass ich mich mit den Charakteren nicht identifizieren konnte. Was für mich gewöhnlich schlimm ist, sah ich in "Nebelsilber" nicht so eng und konzentrierte mich auf den spannenden Plot - was erfolgreich funktioniert hat. Der Roman ist sehr gelungen und gerade die äußere Aufmachung besticht den Leser enorm. Doch auch der Inhalt ist es definitv wert, gelesen zu werden.
Vertrauen gewinnt man am ehesten, wenn man nicht zu überheblich ist und seinem Gegenüber die Chance gibt, sich von selbst zu öffnen.
18 / 25 Punkt ~ Ein lesenswerter Roman, der sich nicht nur im Regal, sondern auch inhaltlich sehr gut macht.

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