BUCHREZENSIONEN. FILMKRITIKEN. ZITATESAMMLUNGEN.

10. August 2016

REZENSION || SOMMERNACHTSTRAUM ~ TANYA LIESKE

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Vielen Dank an den Verlag für dieses Rezensionsexemplar.

INHALT Shakespeares ›Sommernachtstraum‹ als Schultheaterprojekt! Voller Vorfreude stürzen sich Ben und seine Schüler in die Proben. Hermia liebt Lysander, Helena will Demetrius, Oberon straft Titania, und die Feenkönigin liebt plötzlich einen Esel: willkommen in Shakespeares Sommernachtstraum! Während die Theatertruppe versucht, der verschlungenen Verwechslungskomödie um verwirrte Liebespaare Herr zu werden, geraten die Liebesgeschicke aller Beteiligten ziemlich durcheinander: Struppi liebt Mireille, Mary Jane will Ben und Bens Freundin trifft sich heimlich mit Mireilles Vater. Bald weiß niemand mehr, wer eigentlich gerade in wen verliebt ist …

AUTORIN Tanya Lieske ist Journalistin, Autorin und Literaturkritikerin, u.a. für die »Literarische Welt« und den »WDR«. Seit 2006 moderiert sie im »Deutschlandfunk« die Sendung »Büchermarkt«. Außerdem unterrichtet sie Kreatives Schreiben, u.a. im Literaturbüro Düsseldorf. Tanya Lieske lebt mit ihrer Familie in Düsseldorf, ein zweiter Schreibtisch steht in Irland.

ERSTER SATZ Er betritt seine neue Wirkungsstätte wie eine Bühne

MEINE MEINUNG
Wenn es ein Buch gibt, das mich vom Cover her überzeugen könnte, bevor ich überhaupt zehn Meter nahe heranrücken kann, dann wäre es wohl dieses Buch. Gernell mag ich den Schriftstil unheimlich gerne, die geschwungenen Buchstaben und dennoch dieses leicht verspielte, schlicht gehaltene Außenrum. Die Pflanzen, welche mit dem dunklen Blau des Covers schlichtweg perfekt harmonieren, das Weiß der Schrift, welche sich komplett vom Cover abhebt. Meiner Meinung nach ein wahrer Eye-Catcher.

Auch der simple, aber gleichzeitig unfassbar aussagekräftige Titel geht unter die Haut und kribbelt ein bisschen. Um das bisher gesagte zusammenzufassen: Ich war sehr aufgeregt, als dieses Buch ankam und hatte sehr hohe Erwartungen. 

Shakespeare. Einer der bekanntesten seiner Zeit. Wer kennt es nicht - das Stück "Sommernachtstraum". Aufgeführt auf den ältesten Theaterbühnen dieser Welt, geliebt von Literaturmenschen auf dem ganzen Planeten. Auch Lehrer Ben Zimmermann will seinen Schülern das Wunder Shakespeares nahebringen und fädelt geschickt eine Theateraufführung ein: Mit seinen Schülern möchte er das Stück bei einem Schulfest aufführen. Soweit, so gut. Von der Idee her gefällt mir das Buch sehr gut, da es sich eben an "ältere" Literatur anlehnt und kombiniert wird mit heutigem Schreibstil und moderer Umsetzung. Die einzelnen Schüler bekommen Figuren. 

Was mir gleich aufgefallen ist und mich auch gestört hat: Das Augenmerk der Autorin liegt tatsächlich darauf, Details aus "Sommernachtstraum" so in die Geschichte einzubauen wie in dem Stück. Das gelingt teilweise mehr oder weniger, aber was mich daran wirklich gestört hat, ist, dass die eigentliche Story komplett in den Hintergrund gerät. Die eher flachen Charaktere heben die ganze Stimmung kaum und auch der mitunter schlechte Schreibstil nervte mich durchgehend.

Der Schreibstil war zugegebenermaßen das Schlimmste an dem Roman. Ich weiß auch nicht wirklich, wie ich das beschreiben soll, es war schlichtweg abgehackt, kurz und für einen Roman zu sachlich. Ben tut jenes, Ben tut das. Struppi tut dann das und seine Schwester dies, Mireille macht das. Als Leser wird man überschüttet mit den Namen sämtlicher Schülern, Lehrer und Eltern, welche es schlicht unmöglich machen, alle zu unterscheiden. Eine kleine Liste zu Beginn half mir, wenn ich mal wieder nicht wusste, wer wer war. Schade eigentlich. Es hätte so ein tolles Buch sein können. Ist der Schreibstil jedoch nichts, ist das Buch meist auch nichts für mich. Ein gutes Buch braucht in meinen Augen einen guten Schreibstil.

Zunehmend enttäuschter wurde ich, als "Sommernachtstraum" in den Hintergrund geriet und die Geschichten der einzelnen Schüler, welche langweilig und bis ins kleinste Detail geschildert wurden, bis auf's Äußerste ausgedehnt werden wie Kaugummi. Die Charaktere waren allesamt recht gleich und was Beziehungen angeht zurückhaltend, schüchtern. Ich mag Menschen nicht, die ihr ganzes Leben lang von Dingen träumen, die sie dann nie machen. Wenn ich von etwas träume, will ich es durchziehen. In diesem Buch tut das niemand und das viele Drumherum, die vielen Geschichten werden zu einer verzweifelten Lawine von Informationen, welche den Leser spätestens ab der Hälfte erdrücken. Die seltsamen Gefühlsduseleien der Personen im Buch interessierten mich Seite um Seite weniger, die sich immer weiter verwebenden Fäden der Geschichte verschwanden schließlich in einem Wald ohne Licht am Ende.

2 | 2   TITEL
3 | 3   COVER
2 | 4   INHALTSANGABE  
4 | 4   IDEE/THEMA  
0 | 4   UMSETZUNG 

0 | 5   SCHREIBSTIL    
0 | 3   CHARAKTERE

GESAMTEINDRUCK
Hätte das Buch wenigstens ein gutes Ende gehabt. Aber nein, es handelt sich um ein offenes Ende, welches mich ungefähr so zurückließ: Ernsthaft? Ich muss doch jetzt erfahren, was mit ihm passiert ist! Das könnt ihr einfach nicht machen ..... Grr! Naja. Alles in allem: Außen hui, innen eher pfui. Ich hätte ehrlich gesagt erwartet, dass das Buch mit seinem Thema und der Idee wirklich gut wird, da ich diese von Anfang an sehr mochte. Aber was mir dann geliefert wurde war einfach nur unerwartet, schlecht und flach. Sehr, sehr schade.


11 // 25 ~ Leider definitiv kein Buch für mich, Charaktere und Schreibstil wesentlich zu flach, die Idee und das angehauchte Thema jedoch ein großer Pluspunkt, auch die äußere Aufmachung überzeugt!

4 Kommentare:

  1. Huhu,

    eine wundervoll ehrliche Rezension. Wie immer!:)
    Ich erinnere mich, dass du glaube ich ein Zitat aus dem Buch auf die Postkarte für mich geschrieben hast, aber ganz sicher bin ich mir nicht.
    Die Idee des Buches klingt unheimlich gut, schade, dass es dir nicht gefallen hat...

    Allerliebste Grüße,
    Hannah♥

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  2. Ich danke dir! Endlich eine Rezension wie sie auch von mir hätte sein können! Ich habe meine immer noch in der Rohfassung, weil alle anderen das Buch so toll fanden und ich immer denken, dass ich dem Buch eine weitere Chance geben sollte! Aber es war definitiv kein Buch für mich! LG Verena

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  3. Das Cover gefällt mir auch richtig gut! Leider muss ich momentan in der Schule "Im Westen nichts Neues" lesen...damit muss ich jetzt erstmal fertig werden:)
    Liebe Grüße,
    Marié
    Bei mir läuft übrigens gerade ein Gewinnspiel, wenn Du Lust hast, schau doch gerne mal vorbei!:)

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