9. September 2024

REZENSION "DIE STAUFFENBERGS" VON CHARLOTTE ROTH


INHALT Sie ist die Tochter des fränkischen Generalkonsuls und einer baltischen Freifrau. Er ist der jüngste Spross eines schwäbischen Adelsgeschlechts mit einer vielversprechenden militärischen Karriere. Als Nina und Claus von Stauffenberg sich 1929 auf einem Ball kennenlernen, sind sie verliebte junge Menschen auf dem Weg in ein märchenhaftes Leben.

Doch der Lauf der Geschichte will es anders: Aus der Mutterkreuzträgerin und dem Wehrmachtsoffizier werden Regimegegner und Verschwörer. Das Schlimmste für ihn: Deutschlands Zusammenbruch. Für sie: der Verlust ihres geliebten Mannes. Trotzdem lässt Nina von Stauffenberg ihrem Claus die Freiheit, zu tun, was er tun muss. Doch das bedeutet, dass sie ihn nach dem 20. Juli 1944 nie wiedersehen und alles verlieren wird …

ERSTER SATZ In Geschichten ist das manchmal so, oder nicht?

Vielen Dank an den Droemer Knaur Verlag für dieses tolle Rezensionsexemplar!

MEINE MEINUNG "Die Stauffenbergs" ist ein biografisch inspirierter Roman, der das Leben der Familie Stauffenberg beleuchtet. Im Mittelpunkt steht die romantische Geschichte von Nina Schenk und Claus Schenk Graf von Stauffenberg, der vor allem durch das missglückte Attentat auf Adolf Hitler im Jahr 1944 bekannt ist. Da historische Romane für mich Neuland sind, war ich angenehm überrascht, wie es der Autorin Charlotte Roth gelungen ist, mich in den Bann der Stauffenbergs zu ziehen.

Das schlichte, in Schwarz-Weiß gehaltene Cover und der prägnante Titel heben sich von der Masse historischer Romane ab. Die Inhaltsangabe bietet genau die richtige Menge an Informationen: genug, um Neugier zu wecken, ohne zu viel zu verraten. Dass Claus von Stauffenberg das Kriegsende nicht erlebt, ist allgemein bekannt. Doch wie es in diesem Roman, der sich auch fiktiver Elemente bedient und nicht rein biografisch ist, dazu kommt, bleibt bis zum Schluss spannend.

Der Schreibstil ist zunächst etwas gewöhnungsbedürftig und für meinen Geschmack sehr wechselhaft: Emotionale Passagen stehen einfachen Beschreibungen gegenüber, wodurch ein kontrastreiches, aber dennoch fließendes Gesamtbild entsteht. Dies erschwert es, den Roman aus der Hand zu legen. Von Beginn an begleiten wir die sich anbahnende Beziehung zwischen der jungen Nina und Claus. Zu diesem Zeitpunkt ist Nina zarte 17 Jahre alt und unsicher über ihren zukünftigen Lebensweg. Ihre Cousinen schwärmen von einem gewissen "Claus von Stauffenberg", doch Nina, die als einzige Tochter ihres Vaters ein starkes Selbstbewusstsein entwickelt hat, lässt sich davon nicht beeindrucken. Als sie Claus schließlich auf einem der glanzvollen Bälle ihrer Tante trifft, macht dieser schnell klar, dass er sich Nina als zukünftige Mutter seiner Kinder wünscht.

Trotz vieler Hindernisse entwickelt sich die junge Liebe der beiden weiter. Als Leser*innen erleben wir, wie der Ausbruch des Krieges zunehmend Einfluss auf ihre Beziehung nimmt. Die wiederkehrenden Einschübe in Form von Interviews mit Hetty Klötzke, dem fiktiven damaligen Hausmädchen der Familie, fand ich allerdings schwer greifbar. Zwar geben sie interessante Einblicke in den Zustand von Nina und Claus, doch der sprachliche Stil dieser Passagen war für mich eher gewöhnungsbedürftig.

Sowohl Nina als auch Claus werden als sympathische Charaktere dargestellt, deren Motive stets nachvollziehbar sind. Nina zeigt sich als stur und entschlossen, während der als Kind oft kränkliche Claus überraschend sensibel und bemüht ist, "seiner Nina" die Welt zu Füßen zu legen. Die Romanze der beiden wird so einfühlsam geschildert, dass man die damaligen widrigen Umstände verfluchen möchte.

Der Roman konzentriert sich fast ausschließlich auf die zarte Liebesgeschichte der beiden, während das Kriegsgeschehen eher im Hintergrund bleibt. Die Handlungsorte wechseln hauptsächlich zwischen Bambergs friedlicher Idylle, Ninas Heimat, und dem Schloss Lautlingen, wo Claus aufgewachsen ist. Rückblenden in die Kindheit der beiden lockern die Handlung auf, doch an einigen Stellen dehnt sich die Geschichte etwas zu sehr aus und verliert an Tiefe.

Trotz kleinerer Schwächen hat Charlotte Roth mit "Die Stauffenbergs" einen fesselnden historischen Roman geschaffen, der durch seine Mischung aus biografischen und fiktiven Elementen überzeugt. Eine gelungene Darstellung der Liebe in schwierigen Zeiten, die mich auf definitiv in ihren Bann gezogen hat.

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