3. August 2024

REZENSION "VOR UNS DAS RAUSCHEN DES MEERES" VON JANINE UKENA


HANDLUNG Früher war Sophie jeden Sommer auf Sylt – bis zu dem Tag, an dem ihr Vater wegen angeblich illegaler Geschäfte verhaftet wurde und aus ihrem Leben verschwand. Noch heute quälen Sophie die Fragen, was damals wirklich geschah. Als ihr Vater stirbt und sie das Ferienhaus erbt, beschließt sie, zurückzukehren und die Wahrheit ans Licht zu bringen. Nur hat sie nicht mit Maximilian Rose gerechnet, dem Sohn eines reichen Hotelketten-Eigentümers. Als Mittel zum Zweck könnte er ihr bei ihrer Wahrheitssuche extrem weiterhelfen. Doch je näher sich die beiden kommen, desto schwieriger wird es für Sophie, ihren Plan durchzuziehen ... 

ERSTER SATZ Die Nacht begann mit Küssen unter endlosen Sternen und endete mit einem Schuss, der die Zeit in ein Vorher und ein Nachher zerriss. 

Vielen Dank an den Droemer Knaur Verlag für das tolle Rezensionexemplar! 

MEINE MEINUNG Ein vielversprechender Roman, der mich beim ersten Überfliegen der Inhaltsangabe sofort neugierig auf mehr gemacht hat. 

TITEL Bis jetzt, einige Tage nach Beenden des Romans, will mir der Titel einfach nicht im Kopf bleiben. In Kombination mit den angekündigten Folgebänden ein klangvoller Dreiklang, nicht mehr und nicht weniger. 1/2 

COVER Das Cover trifft meinen Geschmack und ist herrlich unaufdringlich, ist gleichzeitig jedoch ein Hingucker. 2/3

INHALTSANGABE Kurz und knapp, bündig und schlüssig. 4/4

IDEE Suspense meets New Adult - was für eine spannende Idee mit viel Potenzial! Fans der Nordsee-Insel Sylt kommen gleich doppelt auf ihre Kosten, denn die umfassenden Beschreibungen der Insel gewähren treffende Einblicke ins Leben auf Westerland. Autorin Janine Ukena lockt mit der Geschichte des auf der Insel bekannten Familienunternehmens Rose, das auf Sylt ein Hotel unterhält. Die junge Sophie ist fern von der Insel bei ihrer Mutter aufgewachsen, nachdem ihr Vater verhaftet wurde. Jetzt ist ihr Vater tot und sie voller Tatendrang, die Wahrheit über seine Verhaftung und die damit verbundenen Intrigen herauszufinden. 4/4 

UMSETZUNG Der Prolog macht einen Zeitsprung in die Zukunft und heizt den Leser spannungstechnisch gehörig ein. Leider wurden meine Erwartungen dadurch hochgeschraubt und durch die verhältnismäßig langen Kapitel ohne wirklich relevante Details enttäuscht. Weder dem Genre New Adult noch der angekündigten „Suspense“ wird die Geschichte richtig gerecht. Für New Adult entsteht meiner Meinung nach zu wenig Sympathie und Chemie zwischen den Charakteren, für einen Krimi bedarf es mehr als einem vielversprechendem Aufhänger und einem überdramatisierten Finale. Was mir gut gefallen hat, waren die Details über die Insel Sylt und die Hintergründe der Geschichte. 1/4 

SCHREIBSTIL Janine Ukena schreibt ohne das Ausschmücken vieler Details. Das Abtauchen in ihren Roman fällt leicht, die aus zwei Perspektiven erzählte Geschichte versucht Nähe zu den Charakteren aufzubauen, was nicht so ganz gelingen will. Wer genau liest, findet den ein oder anderen poetisch anmutenden Satz, der sich jedoch im Gesamtbild eher verliert. 2/5 

CHARAKTERE Die vermeintliche Chemie zwischen Max und Sophie habe ich leider sehr wenig gespürt, zumal ich die sich entwickelnde Liebesgeschichte überzogen fand. Es gab kaum Anhaltspunkte, warum sich die beiden Protagonisten füreinander interessieren. Ein Pluspunkt gibt es, weil die Autorin einen männlichen Hauptcharakter mit Hochsensibilität in die Seiten packt, dem so manches Mal der Geräuschpegel zu laut ist, oder die Menschen, mit denen er zusammentrifft, zu viel. 1/3 

FAZIT Janine Ukenas’ Trilogie-Auftakt „Vor uns das Rauschen des Meeres“ beginnt als vielversprechender Roman mit liebevollen Details der Charaktere: Während Sophie als Kinderbuchillustratorin ihr Geld verdient, passt Maximilian Rose als angehender, hochsensibler Koch kaum ins Idealbild seines millionenschweren Vaters, der die Hotelkette Rose zu deutschlandweiter Bekanntheit geführt hat. Leider hat die Geschichte für meinen Geschmack nicht die notwendige Spannung und eiert in Richtung Finale, das eher enttäuscht als überrascht. 

15/25 - Ein mit interessanten Details gespickter Reihenauftakt. 

SPOILERWARNING Du hast das Buch bereits gelesen und bist gespannt, wie ich die Plottwists bewerte? Oder du hast kein Interesse, den ganzen Roman zu lesen und hast keine Angst davor, in den folgenden Absätzen gespoilert zu werden? Dann lies gerne weiter!

Das große Finale wirkte auf mich an den Haaren herbeigezogen. Dass der undurchsichtige Leopold Rose, der sich während des Romans als unantastbar darstellt, plötzlich sein Gesicht verliert und sich das Leben nehmen will, wirkte zwar höchst dramatisch, aber gleichzeitig mindestens genauso übertrieben. Ich hatte mir von der Auflösung deutlich mehr erwartet und blieb etwas enttäuscht zurück, zumal sich die Ereignisse zum Ende hin fast überschlagen, während der Rest des Romans sich gekonnt in die Länge zieht. 

Sophies’ stalkerhaftes Verhalten erinnerte an einen billigen Abklatsch von Pretty Little Liars, ihre Annäherung an Maximilian Rose fast schon peinlich. Seine unerklärt bleibende urplötzliche Sympathie (oder sollte man sagen Besessenheit) war befremdlich. Ein bisschen erinnert mich die Geschichte auch an Maxton Hall, Ruby und James, der ja ebenfalls das Familienerbe übernehmen soll und sich vehement dagegen widersetzt. Ein klassisches, gerne genutztes Element in ähnlichen Büchern, das in „Vor uns das Rauschen des Meeres“ besser umgesetzt hätte werden können.

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